ART 2
12.02.2013ART 1
Das große Rad des Wuppertaler Bildhauers ist Teil einer mehrteiligen Werkgruppe mit dem Namen Babel-Komplex, die in der ersten Hälfte der 90er Jahre entstand. Kennzeichen dieser Arbeiten ist die Popularität zweier scheinbar disparaten Materialien: Haufen von amorphen Glasbrocken, und stählernen Gitterstrukturen, die Kampf in verschiedenen geometrischen Grundformen zusammenfügt. Auf den ersten Blick wirken die im Inneren der Stahlkonstruktionen gesammelten Unregelmäßigen und kristallinen Glasbrocken eher als Gegensatz zur technoiden Kühle der stählernen Behältnisse, und doch sind beide Materialien, Stahl und Glas, unverzichtbare Bestandteile der modernen Technologie, insbesondere der Architektur des 20. Jahrhunderts.
Mit dem Begriff Rohstoff lassen sich beide Bestandteile der Plastik schlüssig charakterisieren : Die hohe Energie, die sich in den Glasbrocken materialisiert, steht ebenso wie das potentiell unendliche Raster und das Rad als Symbol für die industriell technologische Potenz des Menschen.
Dies ist kein frühzeitiges Voll- oder Speicherrad, sondern ein technologisches Produkt, das auf dem rechten Winkel fußt. Die innere Konstruktion des Rades ist das Zeichen für Rationalität und des technologischen Zugriffs auf die Welt. Aber täuschen wir uns nicht: Kampfs Arbeit und der gesamte Babel-Komplex schwimmt weder auf einer Woge der Technikeuphorie, noch verführt der vermeintliche negative Beiklang des mythologischen Titels zu naiven Technikfeindlichkeit. Es sind offenen Fragestellungen, die vom Künstler thematisiert werden und in deren Mittelpunkt die Arbeit selbst steht: Ist das Rad des Fortschritts zum Stehen gekommen oder ist es die Startposition eines ungeheuren Unternehmens? Wohin führt der Weg des Rades? Und die kristallinen Brocken – sind sie der Treibstoff oder die glasierte Schlacke der Energie?